Die letzten Tage haben vieles verändert. Der Kollaps der Silicon Valley Bank und der Signature Bank haben den Markt zu einer Neubewertung gezwungen. Auch wenn der Aktienmarkt heute nach oben geschossen ist, werden durch die Ereignisse der letzten Tage direkt wieder Erinnerungen an das Jahr 2008 wach.
Ich sehe den Artikel als Fortsetzung vom letzten Beitraghttps://de.tradingview.com/chart/US10Y/ma3JBiVb/. Vor wenigen Wochen dominierte am Markt noch die Hoffnung, dass die Wirtschaft ein Soft-Landing hinlegen und sich die Inflation schnell wieder auf Normalmaß einpendeln könnte. Am meisten vernachlässigt wurde und wird aus meiner Sicht weiterhin wie viel Zeit es braucht bis Zinserhöhungen in der Wirtschaft ankommen. In der Wirtschaft dominieren langfristige Verträge die Geschäftswelt. US-Zinsen aktuell bei 4,75% sind bei den meisten noch gar nicht angekommen. Dass jetzt schon die ersten Banken kippen, ist in dem Kontext kein gutes Zeichen. Um die Ereignisse innerhalb bestimmter Zyklen sichtbarer zu machen, hab ich mal in 2008 etwas reingezoomt und mit 2023 verglichen. Das funktioniert auch mit früheren Konjunkturzyklen ähnlich gut und ähnelt sich fast immer.
Im Nachhinein kann man natürlich immer alles schön erklären. Wofür ich selbst aber keine gute Erklärung habe (also ich hab eine, aber keine gute), warum der komplette Anleihemarkt solange gepennt hat. Die Notenbanken werden zurecht ja heftig dafür kritisiert, dass sie viel spät auf die Inflation reagiert haben. Jetzt überschlagen sie sich mit Zinserhöhungen und stecken in einem gruseligen Dilemma. Viel besser war der Anleihemarkt aber auch nicht. Die Renditen US02 waren nur wenige Monate und vergleichsweise wenige Basispunkte vor der Zinskurve der FED. Dem Anleihemarkt muss man eigentlich genauso attestieren auf beiden Augen blind gewesen zu sein.
Wie meine ich das? Im Februar 2021 stieg die US-Inflation im laufenden Zyklus erstmals über die Zielmarke von 2%. Im März über 3% und im April bereits über 4%. Die FED braucht natürlich eine gewisse statistische Signifikanz und blieb erst einmal beim "the inflation is transitory". Und der Markt hat der FED aus der Hand gefressen. Die Renditen der Bonds US02 stiegen erst ab September/Oktober deutlich an und die FED reagiert gar erst 2022. Sicherlich wollte die FED im Frühling 2021 mitten in der Pandemie das zarte Pflänzchen Wirtschaft nicht mit Zinserhöhungen konfrontieren; die Wirtschaft hatte einen Sack voll Probleme. Aber die aufkommende Inflation war zu der Zeit bereits deutlich sichtbar. Der Anleihemarkt war also nur 2-3 Monate vor Zinskurve der FED, hätte aber locker 9 Monate vor der Kurve sein können. Ok, hilft ja nix. Warum auch immer. Chance verpasst.
Nach Adam Riese geht in der Wirtschaft einfach mehr kaputt, wenn der Zinszyklus weiter fortgeschritten ist und der höhere Zins in den meisten Winkeln der Wirtschaft angekommen ist. Habs mal versucht in Bild3 unten links zu zeigen, was ich meine. Und....tja, wir haben beim aktuellen Zyklus noch kein Bergfest.